graffiti

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HIER & JETZT  “STREETLIFE“ LEBEN AUF DER STRASSE
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streetlife I / Acrylcollage 100x100x4.5 cm
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streetlife II / / Acrylcollage 100x100x4.5 cm
BILDAUSSAGEN
Bin schlecht drauf, sehr schlecht sogar und es ist mir hier & jetzt auch alles scheissegal, denn ich weiss noch nicht ob ich diesen heutigen Tag überhaupt überleben werde, woher ich um das Alltagsgrau zu übertünchen meine Drogen & Alkohol herkriege, ob ich was Essbares zwischen meine Zähne kriege und wo ich, falls ich noch lebe, übernachten werde ???

Hier & jetzt, damit es alle sehen können, an diesem belebten Platz, und genau an diesem öffentlichen Verwaltungsgebäude will ich mein Anliegen “Strassenkinder“, ungefragt und anonym, in Form einer Graffiti anbringen, um endlich die ganze Stadt auf unser Leid aufmerksam zu machen.

Teilweise, obwohl wir hier & jetzt anwesend sind, werden wir Strassenkinder von der Öffentlichkeit nicht mal wahrgenommen oder als eine lästige Plage betrachtet. Wir spielen kein Theater und sind doch keine MIKI Mäuse welche, weil es unserer Wohlstandsgesellschaft nicht passt, einfach verdrängt, beseitigt oder gar ausradiert werden können!

Meine Kunst besteht jetzt darin, mein Werk illegal auf diese Wand zu bringen. Um nicht erwischt zu werden, muss ich mit meinen Spraydosen schnell, sehr schnell arbeiten. Nur der Augenblick zählt, um wie durch das Auge einer Kamera das Leben der Strassenkinder hier & jetzt festzuhalten, denn ich weiss, dass das mir zurzeit an diesem Ort und für meine Augen jetzt Sichtbare nur für einen Moment bestehen bleiben wird, nämlich hier & jetzt.

Schon bald wird das hier & jetzt sichtbare Kunstwerk (Streetlife I) entweder auf Anordnung der Behörden entfernt, schwarz neu übermalt, oder durch andere Strassenkinder übersprayed, übermalt oder gar überklebt werden, und somit der Ursprungsgedanke meines Anliegend verändert oder ganz vernichtet, um erneut einem neuen hier & jetzt (Streetlife II) Platz zu bieten.

Um auf der Strasse zu Leben und um dort zu überleben zählt nur der Augenblick und die Entscheidung welche im besagten Moment hier & jetzt getroffen wird.

Louis Zünd

[ Als Anmerkung: Können wir begreifen, was es bedeutet, früh morgens aufzustehen und nicht zu wissen, wo man am Abend schlafen wird? Vermögen wir es uns tatsächlich vorzustellen, wie das Leben dieser Strassenkinder ohne Wohnung aussieht, was sie fühlen, welche Nöte, was für Wünsche und Bedürfnisse sie haben. Ehrlich gesagt: Wohl eher nicht. Denn: diese Welt ist für uns ungewohnt. Strassenkinder, es gibt sie auch in unserer „Wohlstandsgesellschaft“ Schweiz.]